Nick Mott


Nick Mott

Nick Mott

Ich bin Berufsreitlehrer und meine systemischen Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten Prinzipien bzw. pragmatischen Algorithmen beruhen zuallererst auf meiner beruflichen Praxis.

Was sich hier nicht bewährt, wird von mir eben auch nicht vertreten, da meine Aussagen letztlich auf authentischen Eigenerfahrungen mit Praxiserfolgsnachweis beruhen müssen, um die nötige „credibility“ zu gewährleisten.

Das Berufsbild des Reitlehrers in seiner Bedeutung für Erkenntnisse zur Systemtheorie wird weitgehend unterschätzt, gleichwohl bereits 1964 im Mayer´schen Wirtschaftswissenschaftslexikon die Beziehung von Pferd und Reiter beispielhaft für Kybernetik angeführt wurde.^^

Bei der Ausbildung und Führung von Pferden muss man sich folgendes vor Augen halten:

  • Das Pferd ist eine Art Alien für den Menschen – es hat in weiten Teilen extrem unterschiedliche Wahrnehmungsweisen und Prioritäten
  • es spricht nicht unsere Sprache und wir nicht die seine
  • virtuelle, ideelle und abstrakte Modelle sind dem Pferd weitestgehend unzugänglich
  • seine Bewertungsmatrix erschöpft sich in: „Tut mir (mehr/weniger) gut“
  • es ist mindestens 10x so stark wie ein durchschnittlicher Mensch
  • es hat Reflexe im 100 Millisekundenbereich, da wurde bei uns noch nicht mal das Präaktionspotential von Nervenleitungen vorgeglüht
  • es kennt keine Pläne oder Ziele außerhalb der unmittelbaren Befriedigung unmittelbarer Bedürfnisse – Zeithorizont? Nope.
  • es verknüpft Reize nur innerhalb eines Minutenzeitfensters, es spekuliert nicht, es resümiert nicht
  • es hat ein extrem entwickeltes Differenzierungsvermögen, welches exakt identische Signale verlangt, sonst „versteht“ es uns nicht
  • Lernen findet über eine Art Energiebilanzzentrum statt, welches über vergleichende Belastungs-/Entlastungsmomente stimuliert wird
  • es ist grundsätzlich unberechenbar und muss trotzdem zu jedem Zeitpunkt auch unter komplexen Anforderungen sicher entwickelt werden können
  • und dergleichen mehr

Kurz: das Pferd ist das ideale Experimentierfeld zur Verifikation von Lehr- und Führungsmodellen (im Grunde dasselbe).

2 Responses to Nick Mott

  1. Gilbert Dietrich says:

    Interessant, das Pferd als System! Als Freizeitreiter weiß ich, wovon du redest, hab es aber noch nie so explizit durch gedacht.

  2. Es gibt noch einen weitere Unterstützter unserer Initiative, von dem ich weiß, dass er mit seinem Pferd inzwischen ähnlich arbeitet: Rainer Kossow.

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